Karneval rund um den Globus: Ein Fest der Vielfalt
In vielen Ländern rund um den Globus hat sich der Karneval, auch Fastnacht oder Fasching, zu einer wichtigen Tradition entwickelt, die tief in der Kultur verwurzelt ist. Dabei hat jedes Land seine eigenen Traditionen - und das ist auch gut so. Während der bunte Karneval in Rio de Janeiro weltberühmt ist, gibt es auch viele andere Länder mit skurrilen Bräuchen, von denen Sie vielleicht noch nie gehört haben. Und vielleicht finden Sie auf diese Weise auch noch die eine oder andere Kostüm-Inspiration.
Zwischen Samba und Straßensperrung in Rio
Wenn Millionen Menschen das Leben feiern, dann ist Karneval in Rio. Der Karneval ist das größte Volksfest Brasiliens und ein wahres Spektakel. Millionen Menschen strömen jedes Jahr in die Hauptstadt, um die gigantischen Sambaparaden im Sambadrome Marquês de Sapucaí, einer Tribünenstraße im Stadtzentrum, zu sehen. Mit der ausgelassenen Stimmung steigt aber auch die Zahl der Taschendiebe und die Hotelpreise. Wer nicht rechtzeitig bucht, hat kaum noch eine Chance, ein Dach über dem Kopf zu finden. Doch wer ein Hotelzimmer ergattert hat, bekommt einiges geboten: Im Sambódromo geht es hoch her, wenn die Sambaschulen in farbenprächtigen Paraden um den Titel des carnaval do Rio kämpfen.
Gigantische Kleider und riesiger Spaß in Santa Cruz
Auf Teneriffa gibt es Samba-Feeling mit spanischer Seele. Die Insel feiert mit dem Karneval von Santa Cruz de Tenerife eine der größten und spektakulärsten Partys der Welt – so beeindruckend, dass er 1980 zum „Fest von internationalem touristischem Interesse“ gekürt wurde. Kein Wunder, dass Santa Cruz eine Städtepartnerschaft mit Rio de Janeiro pflegt, denn die Atmosphäre erinnert stark an das brasilianische Pendant. Der Höhepunkt ist die Wahl der Karnevalskönigin, bei der die Kandidatinnen in bis zu 200 Kilogramm schweren Kleidern die Bühne rocken – natürlich mit Unterstützung. Dazu gibt’s Lachmuskeltraining von den Murgas (eine satirische Gruppe von Musiker:innen) mit ihren bissigen Songs und feurige Tänze von den Comparsas (eine satirische Gruppe von Karnevalstänzer:innen). Ein Erlebnis für alle Sinne.
Luzóns schaurige Karneval Kostüme
Im spanischen Luzón geht es beim Karneval nicht gerade bunt und fröhlich zu – eher düster und mysteriös. Jedes Jahr verkleiden sich Dorfbewohner:innen als „Diablos de Luzón“ – mit Ruß und Öl bedeckt, in schwarzen Gewändern und mit Bullenhörnern, um böse Geister zu vertreiben. Das Kostüm erscheint eher wie ein Halloween-Kostüm: Eine Kartoffel mit eingeschnitztem Muster wird da schonmal zum Gebiss umfunktioniert und die Kuhglocken am Gürtel sorgen für die passende Geräuschkulisse. Der Brauch aus dem 14. Jahrhundert zieht jährlich über 200 Besucher:innen in das kleine Dorf, in dem weniger als 100 Menschen leben. Diese Fotostrecke zeigt das Event, das aussieht, als wäre es direkt aus einem Horrorfilm entsprungen.
Alte Traditionen in Binche
Dreimal im Jahr verwandelt sich das belgische Städtchen Binche in eine Karneval-Hochburg – und das schon seit Jahrhunderten. Der Bincher Karneval gilt als einer der ältesten der Welt. Im Mittelpunkt stehen die „Gilles“, die in ihren traditionellen Kostümen, verziert mit den Nationalfarben Belgiens, den Winter und böse Geister vertreiben. Besonders auffällig: ihre Hüte aus Straußenfedern und die Orangen, die sie statt Kamelle ins Publikum werfen. Wer nicht gut fangen kann, sollte sich an dieser Stelle besser ducken.
Elf ist Trumpf: Mehr als Party und Paraden beim Kölner Karneval
Am Karneval wird ordentlich auf die Pauke gehauen - und mit den Wagen geprotzt, aber anders, als Sie vielleicht denken. Bei den Rosenmontagszügen in Köln, Düsseldorf und Mainz sind die Motivwagen echte Hingucker - größer als so mancher Kleinwagen und auf jeden Fall kreativer. Die „fünfte Jahreszeit“ beginnt traditionell am 11.11. um 11.11 Uhr und endet am Aschermittwoch. Bis dahin heißt es: Feiern, Lachen, Kamelle schnappen. Höhepunkt sind natürlich die großen Umzüge, bei denen politische Motivwagen auch gerne mal Politiker:innen zum Narren halten. Jede Karnevalshochburg hat ihre eigenen Bräuche, von „Alaaf“ bis „Helau“. Und was wäre der Karneval ohne die magische Elf? Sie steht für Gleichberechtigung und Zusammenhalt - und an Weiberfastnacht zeigen die Närrinnen dem Rathaus gerne mal, wo es lang geht.
Süß, salzig und gesellschaftskritisch: Karneval in Frankreich
Ursprünglich begann das Jahr im römischen Kalender im März. Der Karneval (Mardi Gras) entwickelte sich so zu einem Fest vor der Fastenzeit, bei dem vor Beginn der 40-tägigen Entbehrungen noch einmal reichlich Butter, Eier und Fleisch gegessen wurden. Im Mittelalter bot Karneval die perfekte Gelegenheit, gesellschaftliche Normen auf den Kopf zu stellen - durch Verkleidungen wurden Arme zu Reichen und Männer zu Frauen. Für viele Menschen war das nicht nur ein großer Spaß, sondern auch eine Möglichkeit, das auszuleben, was sonst möglich war. Und wo gefeiert wird, wird auch gegessen: In Städten wie Nizza oder Nantes ist der Karneval eine mehrtägige Festlichkeit, bei der traditionelle Süßspeisen wie Crêpes, Waffeln und Krapfen in allen Variationen auf den Tisch kommen - von den „merveilles“ in Bordeaux bis zu den „oreillettes“ in Montpellier.
Karneval im 21. Jahrhundert: Traditionen, die bleiben – Bräuche, die sich ändern
Traditionen sind das Fundament jeder Kultur und geben uns ein Stück Identität. Karneval ist ein perfektes Beispiel für lebendige Bräuche, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und den Gemeinschaftssinn stärken. Dennoch gibt es immer wieder Bräuche, die heute hinterfragt werden sollten. Um beispielsweise ein Gille im belgischen Karneval zu werden, reichen Motivation und Freude an Kostümen nicht aus. Es gibt strenge Regeln: Ausschließlich Männer, die in Binche geboren sind, dürfen diese Rolle übernehmen. Währenddessen übernehmen Frauen hinter den Kulissen, einen Großteil der Arbeit. Sie unterstützen die Männer und bereiten die Kostüme vor. Wir finden: Diese Tradition könnte eine kleine Reform vertragen.
Vielleicht ist es an der Zeit, diese Bräuche weiter zu denken, ohne dabei die Tradition zu verlieren. So werden Traditionen wie Karneval nicht nur gefeiert, sondern auch mit der Zeit weitergetragen – lebendig und zukunftsfähig.
Die NEW feiert das Brauchtum und setzt sich aktiv für die Fastnachtstraditionen ein. Mit Wurfmaterial für Karnevalsvereine sorgt sie dafür, dass die Tradition lebendig bleibt und gefeiert wird. Eine besondere Herzensangelegenheit: der JECK POT. Hier wird am Niederrhein gefeiert, getanzt und gelacht. Eine Veranstaltung, bei der man die Freude am Karneval hautnah erleben kann.