NEW testet recycelten Kunststoff im Kanalbau.
Vom Stahlbeton bis zum gebrannten Steinzeugrohr – Sektoren wie die Baubranche hatten es bisher schwer, Nachhaltigkeit in den Alltag zu integrieren. Die Abteilung Kanalbau der NEW geht diese Herausforderung mit einem Pilotprojekt an und setzt als einer der ersten Kanalbetriebe auf recycelte Kunststoffrohre. „Allein die Zementherstellung verursacht jährlich 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen.“, sagt Gilbert Jarosch, Gruppenleiter Kanalbau bei der NEW. „Wir haben uns daher bewusst entschieden, neue Wege zu gehen und auf Recycling zu setzen. Im besten Fall können später auch andere Kanalbetriebe von unseren Erfahrungen profitieren.“
Die nachhaltige Alternative soll zunächst auf einer Teststrecke im Mönchengladbacher Kanalnetz eingesetzt werden. Perspektivisch ist der Einsatz des nachhaltigen Materials auch auf weiteren Kanalabschnitten angedacht.
Produktion ist in Frankfurt gestartet
Mit der Frank GmbH hat die NEW eine Herstellerfirma gefunden, die recycelte Kunststoffmaterialien lokal in Wölfersheim bei Frankfurt herstellt. Für die Herstellung der Kunststoffrohre recycelt das Unternehmen PE-Kunststoff (Polyethylen), der anteilig in Industrie- und Konsumentenabfällen, wie dem Gelben Sack, enthalten ist. Das aus dem Recyclingprozess entstandene Granulat wird im Nachgang für die Produktion der neuen Rohre eingeschmolzen. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass so auch die recycelten Rohre selbst für die Herstellung neuer Rohre wiederverwertet und eingeschmolzen werden können. „Unsere Kunststoffrohre können bis zu 100-mal recycelt werden“, sagt Benedikt Stribrny, Technischer Leiter bei der Frank GmbH. „Die Rohre an sich werden einen Recyclinganteil von 80 Prozent haben. Die übrigen 20 Prozent stammen aus Neuware, die für die äußere und innere Beschichtung eingesetzt wird, damit die Rohre verschweißt werden können.“
Die Produktion der hellblau eingefärbten Recyclingrohre ist bereits im November 2024 gestartet.
Pionierarbeit unter der Erde
Als Teststrecke wurde für das Pilotprojekt eine Baumaßnahme auf der Platanenstraße in Mönchengladbach ausgesucht. „Diese Strecke eignet sich gut, da wir hier mit vielen Wurzeln durch die angrenzenden Bäume zu kämpfen haben“, sagt Tobias Tille, Baubeauftragter bei der NEW. „Da die recycelten Rohre geschweißt und nicht gesteckt werden, wird das Risiko von Wurzelwuchs minimiert.“
Für die Teststrecke von 600 Metern werden voraussichtlich 12 Tonnen recycelter Kunststoff für die Rohre verwertet. Im Vergleich zu den bisher eingesetzten Materialien spart die neue Alterative rund 43,5 Tonnen CO2.
Die Bauarbeiten sollen im Frühjahr 2025 beginnen. Sollte der Pilot gelingen, sind weitere Strecken denkbar.
Für die Erfolgsmessung setzt die Abteilung Abwasser der NEW auf einen regelmäßigen Kameratest sowie die Ergebnisse des unabhängigen Prüfinstituts, dass die Frank GmbH beauftragt hat. „So können wir prüfen, ob das Material den Härtetest besteht“, sagt Gilbert Jarosch. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass das Projekt ein Erfolg wird.“
Zum Start der Produktion bei der Frank GmbH hat die NEW ein Video zusammengestellt, dass ab sofort bei YouTube abgespielt werden kann.